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Einseitige Berichterstattung im Generalanzeiger

ein Kommentar von Herbert Hoting, AntiAtomBonn

Der Artikel über den Zustand der belgischen Atomkraftwerke "Bedrohung oder Panikmache?" vom 28.12.2105 im Generalanzeiger ist einseitig und Gefälligkeitsjournalismus für die Atomindustrie. Die Botschaft lautet: in Belgien ist alles im grünen Bereich, die Pannen harmlos, die Aufregung umsonst. Der Artikel beantwortet die Frage in der Überschrift eindeutig zugunsten der Panikmache.

Kein Wort über die Ursache der über einjährigen Abschaltung der Reaktoren von Tihange und Doel, kein Wort über Tausende von Rissen in den Reaktorhüllen, deren Ursache bis heute nicht ergründet werden konnte. Kein Wort dazu, dass der Leiter der belgischen Atomaufsicht selber 30 Jahre bei Elektrabel, der Betreiberfirma von Tihange und Doel, angestellt war, zuletzt als Kraftwerksleiter von Doel. Von einer unabhängigen Kontrolle der Atomkraftwerke kann in Belgien also keine Rede sein.

Trotzdem wird in dem Artikel ausschließlich auf Aussagen der Betreiber und der Atomaufsicht zurückgegriffen. Auch die Darstellung, dass laut Umweltministerin Hendricks (SPD) keine Einflussmöglichkeit besteht, stimmt so nicht. Um nur zwei konkrete Maßnahmen zu nennen: die Regierung könnte den belgischen Botschafter einbestellen, wie es in anderen bedrohlichen Fällen auch gemacht wird, und sie könnte der Brennelementfabrik in Lingen die Genehmigung für die Versorgung des AKW Doel mit Brennstäben untersagen, bis die Ursache der Rissbildung endgültig geklärt ist.

Zu bemängeln ist zudem, dass in dem Artikel verschwiegen wird, wer die Fragen gestellt hat, und wer die Antworten gegeben hat. Der Leser hat somit keine Möglichkeit, die Aussagen einzuordnen und zu hinterfragen. Zumindest eine nachträgliche Information darüber wäre erforderlich und sicherlich aufschlussreich.