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von Herbert Hoting

erschienen in der Bonner Umweltzeitung (Ausgabe Nov./Dez. 2017)

„Alle CO²-armen Technologien inklusive Atomkraft werden benötigt, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen“, so die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) zum 2°C-Ziel des Pariser Klimagipfels im Dezember 2015.

Dort wird Atomkraft als die CO²-ärmste Technologie nach der Wasserkraft verkauft, noch vor Solar- und Windenergie. Die Internationale Atomlobby, angeführt von der IAEA, nutzt die Klimaverhandlungen und weitere Kanäle, um Atomkraft als gleichberechtigte Alternative neben anderen als Lösung des weltweiten Klimawandels anzupreisen und damit Zugriff auf Fördergelder aus dem Green-Climate-Fund zu erhalten, ein Fördertopf mit jährlich immerhin 100 Milliarden Dollar, aus dem heraus Entwicklungsländer Unterstützung bei Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen erhalten.
Die Werbekampagnen der Atomlobby verfangen: China und Indien setzen verstärkt auf Atomkraft, nicht zuletzt unter dem Eindruck steigender Luftverschmutzung in ihren Großstädten: 110 AKW will China bis 2030 an Netz haben, Indien will seine nukleare Kapazität von derzeit rund 6 GW auf gigantische 470 GW in 2050 erhöhen, und auch in Russland, Korea und mehrere osteuropäischen Staaten laufen AKWAusbauprogramme. In Deutschland preist die FDP die Kernfusion als Bestandteil eines zukünftigen Energiemixes an.

 

Gegenstrategien

Rechtzeitig zur Klimakonferenz in Paris (COP 21) im Juni 2015 haben sich Organisationen aus 9 Ländern unter dem Slogan „Don´t Nuke the Climate“ zusammengeschlossen, um sicher zu stellen, dass die Atomkraft bei den anstehenden Klimaverhandlungen nicht als CO²-arme Alternative zu erneuerbaren Energien anerkannt werden. Atomkraft darf nicht als förderfähige Technologie zur Überwindung des Klimawandels Zugang zum Green Climate Fund erhalten, und allen Konferenz-Beteiligten muss vor Augen geführt werden, dass sie nicht auf die falschen Versprechungen der internationalen Atomlobby hereinfallen dürfen. Die Energieerzeugung der Zukunft ist nicht nur CO2-frei, sie muss auch atomfrei sein. Einen ersten großen Erfolg gab es bereits 2010, als einige der beteiligten Organisationen
bei der Klimakonferenz in Den Haag (COP 6) erreichten, dass Atomkraft aus dem Emissionshandel (Clean Development Mechanism) herausgenommen wurde. Im Oktober 2014 schließlich gab es den legendären Klima-Marsch für eine CO2- und atomfreie Welt in New York mit 400.000 Teilnehmern.
Aktuell mobilisiert das Bündnis für die Klimakonferenz im November in Bonn (COP 23), wo es eine Vielzahl von Alternativ- und Gegenöffentlichkeitsveranstaltungen zum offiziellen Klimagipfel geben wird. Bei den Demonstrationen am 4.11. („Klima retten – Kohle stoppen“, Münsterplatz, 12.00h) und am 11.11. ( „Schluss mit dem faulen Zauber“, Bonner Busbahnhof, 10.30h), mit Vortragsveranstaltungen und bei dem „People´s Climate Summit“ wird lautstark und unübersehbar deutlich gemacht: Atomkraft ist keine Alternative zu irgendetwas, Atomkraft ist ein Verbrechen, Atomkraft gehört abgeschaltet, sofort.