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Argumente 2006.
Strahlende Nikolausbescherung, ahnungslose Stadtverwaltung: Am Abend des 06. Dezember 2006 rollte erneut ein Atomtransport durch Bonn-Beuel. Der Zug umfasste wie bereits am vergangenen 15. November sieben Waggons mit Uranhexafluorid-Fässern, die aus dem südfranzösischen Pierrelatte in die einzige deutsche Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau gebracht wurden. Der Anteil des spaltbaren Materials wird dort von den Betreibern - der Urenco-Gruppe - gesteigert, um Brennelemente für Atomkraftwerke produzieren zu können. Skandalös sind nicht nur die enormen radiologischen und chemischen Gefahren dieser Transporte, sondern die Erweiterung der Gronauer Anlage. Diese wird schon im nächsten Jahr weltweit mehr als 35 Atomkraftwerke mit Brennstoff versorgen und damit ihre Kapazitäten fast verdreifachen.
Leserbrief zum Artikel "Düsseldorf baut Atomforschung aus", Bonner General-Anzeiger vom 06. Dezember 2006
NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart bringt jetzt auf den Punkt, was wir Bürger in Nordrhein-Westfalen schon lange ahnten: der "Atomkonsens" zwischen Energiekonzernen und rot-grüner Bundesregierung aus dem Jahr 2000 ist eine Mogelpackung. In den vergangenen sechs Jahren ist kein geordneter schrittweiser Ausstieg aus der Risikotechnologie Atomkraft erfolgt. Der „Atomkonsens“ garantiert vielmehr den Betreibern deutscher Atomkraftwerke den ungestörten Weiterbetrieb ihrer Anlagen und die Übernahme möglicher Katastrophenfolgen durch die Allgemeinheit.
Holger Möhle verzerrt mit seinen abschließenden Aussagen „Am Ende aber wird auch Deutschland ein sicheres Endlager brauchen. Mit und ohne Ausstieg. Der Protest dagegen ist jetzt schon gewiss“ die Argumente und diskreditiert den Widerstand gegen Atommüll-Endlager und Atomkraft. Allen Beteiligten ist klar, dass Deutschland für seinen hochgiftigen Atommüll eine sichere Lagerung finden muss, die den Müll zumindest die nächsten 500.000 Jahre sicher einschließt. Seit Jahrzehnten ist man weltweit auf der Suche nach einer solchen Endlagerstätte, konnte sie aber nicht finden.
Der diesjährige Transport von zwölf hochradioaktiven Castorbehältern aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague ins wendländische Gorleben wird voraussichtlich um einen Tag vorgezogen. Der Zug startet am Freitag, den 10. November 2006 in der Normandie und wird am 12./13. November 2006 im Wendland erwartet. Die „fünfte Jahreszeit“ im Wendland steht vor der Tür. Auch 2006 beteiligen wir uns vor Ort an den vielfältigen Aktivitäten gegen die Atomtransporte nach Gorleben. Sind die jährlichen Proteste nicht mittlerweile Folklore? Warum stellen wir uns weiter quer?
Mehr strahlende Züge durch Ausbau der Urananreicherung
Der Bonner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat in dieser Woche in einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Dieckmann vor der steigenden Zahl von Atomtransporten durch das Bonner Stadtgebiet gewarnt. Bei den Transporten handelt es sich um Sonderzüge, die die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau mit Uran versorgen. Die Anlage erhöht den Anteil des spaltbaren Urans, damit es in Brennelementen in Atomkraftwerken eingesetzt werden kann. Nach Recherchen des Bonner BUND rollt das für Gronau bestimmte Uran in ca. zweiwöchigem Abstand aus der südfranzösischen Anreicherungsanlage Pierrelatte kommend über Saarbrücken, Koblenz, Bonn, Duisburg und Lünen nach Gronau.
Fred aus Bonn nahm im November 2004 an einer gewaltfreien Sitzblockade als Protest gegen Atomkraft und Castortransporte in Langendorf bei Gorleben teil. Die Blockade wurde durch die Polizei geräumt. Im Mai 2005 wurde ein Bußgeldverfahren gegen Fred von der Polizeidirektion Lüneburg eröffnet, gegen das er Widerspruch einlegte. Nun hat er am 08. Mai 2006 einen Termin vor dem Amtsgericht in Lüneburg. Wir fragten Fred zu den Hintergründen. Die Fragen stellte Jens von antiatombonn.de.
antiatombonn: Fred, was wird dir von Amts wegen vorgeworfen?
Fred: Mir wird zur Last gelegt, an einer Versammlung in einem Bereich teilgenommen zu haben, in dem aufgrund der Allgemeinverfügung der Bezirksregierung Lüneburg ein Versammlungsverbot bestand. Wir saßen da schon die ganze Nacht auf der Straße bei eisiger Kälte, um deutlich zu zeigen, dass der Betrieb von Atomkraftwerken ungeheure Gefahren für die Gesellschaft, die Umwelt und die zukünftigen Generationen mit sich bringt.
Internationaler Kongress der IPPNW zum 20. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe traf sich in Bad Godesberg
70.000 Todesopfer, 162.000 km2 verseuchtes Gebiet mit 9 Mio. betroffenen Menschen, 350.000 Umsiedlungen, Verdoppelung der Krebsraten: Die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind in bloßen Zahlen nicht zu fassen.
Mit dem internationalen Kongress „Zeitbombe Atomenergie“ bot die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW - unterstützt u.a. von der Anti-Atom-Gruppe Bonn - am ersten April-Wochenende in der Godesberger Stadthalle zweierlei: 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wurde in angemessener Form auf das noch heute andauernde Leid der Opfer aufmerksam gemacht. Gleichzeitig mischte sich die Veranstaltung mit bis zu 500 Teilnehmern offensiv ein in die aktuelle Debatte um weitere Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und den drohenden Nuklearkonflikt um den Iran.