Nachricht

Atommüllfass im StrohAufruf gegen den Castor-Transport La Hague-Gorleben, November 2008

Liebe rheinische AtomkraftgegnerInnen, George Orwell hätte in den vergangenen Monaten seine wahre Freude gehabt: Wenn FDP-Vorsitzender Westerwelle in einem Interview des Generalanzeigers Bonn von einem "rationalem" Energiemix, CDU-Generalsekretär Profalla von Atomkraft als "Ökoenergie" und E.ON-Vorstandschef Bernotat von Klimaschutz durch "CO2-freie Energieerzeugung" sprechen, um einer Wiederauferstehung der Atomkraft aus den Ruinen Tschernobyls das Wort zu reden, wird Wirklichkeit, was in Orwells Zukunftsroman "1984" als "Neusprech" noch ferne Zukunftsvision war...

Hand in Hand mit anderen verantwortungslosen Populisten und Lobbyisten aller Länder surfen Westerwelle & Co auf den Energiepreiserhöhungswellen der vergangenen Monate und verdrehen Wortsinn und -bedeutung in ihr Gegenteil. Sie diskreditieren damit nicht nur sich selbst, sondern auch den gesunden Menschenverstand. Sie reihen sich ein in den internationalen Zug der G8-Lemminge, die sich demokratisch gebärden aber gleichzeitig an einer ihrem Ursprung (Atombombe) und Wesen nach aggressiven und zerstörerischen, zentralisierten und damit zutiefst undemokratischen Form der Energieerzeugung festhalten. 

Für dumm verkauft … 

Denn was, bitteschön, ist "rational" daran, auch nur einen Tag länger auf eine Energieform zu setzen, deren Kraftwerke aufgrund des bestehenden Gefahrenpotentials keine Versicherung der Welt bereit ist, zu versichern? Was ist "Öko" an Unmengen hochradioaktiver Abfälle, die natürlich niemals zigtausende Jahre sicher Yellofroschendgelagert werden können und deren Gefahrenpotential der Albtraum kommender Generationen sein werden? Und was bedeutet eine sich tatsächlich auf dem Niveau eines modernen Gaskraftwerkes mit Kraft-Wärme-Kopplung bewegende CO2-Bilanz vor dem Hintergrund eines radioaktiven Fall Outs bei einem jederzeit möglichen GAU durch menschliches "Versagen" oder "Vermögen" (Terroranschlag), der weite Teile Europas unbewohnbar machen würde (welches "Glück", dass am 11.9.2001 "nur" das World Trade Center angegriffen wurde – man stelle sich vor, der Angriff hätte einem amerikanischen Atomkraftwerk gegolten…)? 

Aus Asse nichts gelernt… 

"Rational" ist stattdessen, die aktuellen Fakten rund um das in den 60er und 70er Jahren als "Versuchs-Endlager" für mehr als 125.000 Fässer schwach- und mittelradioaktiver Abfälle Asse II in Niedersachsen zur Kenntnis zu nehmen. Denn das Konzept des Betreibers mit einem Schutzziel von 1.000.000 Jahren ist auf Krümmelmonsterganzer Linie gescheitert: Statt einer geordneten Rückholung des in 750 Meter Tiefe liegenden Atommülls sieht der Betreiber derzeit eine Standfestigkeit des Atommülllagers nur noch für 6 Jahre gewährleistet und möchte den Salzstock verfüllen und fluten. Diese Vogel-Strauss-Strategie würde jedoch nach Untersuchungen des Bundesamts für Strahlenschutz bereits nach wenigen Jahrzehnten zu einer Überschreitung der Grenzwerte durch Austritt radioaktiven Materials führen. Dem ersten Endlager für radioaktive Abfälle in Deutschland droht derzeit nach weniger als 40 Jahren durch unkontrollierte Wasserzuläufe das endgültige Absaufen und damit eine mittelfristige Verseuchung einer ganzen Region durch Kontaminierung des Grundwassers und Ausgasungen radioaktiver Zerfallsbestandteile. 

Wer nun meint, die katastrophalen Erfahrungen im Salzstock der niedersächsischen Asse hätten einen Einfluss auf die Beurteilung des Salzstockes im nahen Gorleben im Hinblick auf dessen Endlagertauglichkeit, sieht sich getäuscht: In Ermangelung von Alternativen werden im November 2008 weiter Fakten geschaffen:   

Der Castor rollt…

Elf Behälter mit hochradioaktivem Material aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague rollen in der Zeit vom 08. bis 11.November 2008 mehr als 1200 km per Bahntransport ins Zwischenlager Gorleben. Demonstrationsverbote und ein massiver Polizeieinsatz müssen wie in den vergangenen Jahren der Atommüllfuhre den Weg ebnen. 

Renaissance der Atomkraft? Weiterbau in Gorleben? – Die Herausforderung nehmen wir an. 

Wir stellen uns quer… 

1. Wir schalten ab, privat, und wechseln den Stromanbieter.

2. Wir drehen auf, öffentlich, und machen uns auf den Weg zur bundesweiten Demonstration am 08.November 2008, 13.00 Uhr in Gorleben.

3. Wir stellen uns quer, x-1000fach, bei den Aktionen zivilen Ungehorsams rund um den Castortransport am 09./10.November. 

Gorleben - Demokratie

Als AntiAtom-Gruppe Bonn organisieren wir Informations- und Vorbereitungstreffen für Gorlebenfahrer und -fahrerinnen. 

Wir informieren über die bundesweite Demonstration am 08.November und die geplanten gewaltfreien Blockadeaktionen des Castortransportes an den Folgetagen. 

Wir bieten die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennen zu lernen und organisieren bei Bedarf die gemeinsame Hin- und Rückfahrt zur Demo.

Es besteht die Möglichkeit, Bezugsgruppen mit anderen RheinländerInnen für die Aktionen zivilen Ungehorsams zu bilden, die uns während der Tage im Wendland den Rückhalt für unseren gewaltfreien, aber entschiedenen Widerstand gegen das Atomkartell aus Parteien und Stromkonzernen.  

Die Informationsabende der AntiAtom-Gruppe Bonn finden statt am 

Dienstag, 30.09.2008, 20.00 Uhr

Dienstag, 28.10.2008, 20.00 Uhr

im Ökozentrum Bonn, Sandkaule 2, 53111 Bonn (Nähe Bertha-von-Suttner-Platz)   

Bei Bedarf treffen wir uns noch einmal in der ersten Novemberwoche vor dem Tag X. 

Bitte bedenkt: Einen wirklichen Atomausstieg wird es nur geben,  wenn wir selbst aktiv dafür streiten. Der Castor-Transport nach Gorleben im November 2008 ist der Auftakt für die neue Auseinandersetzung um die Atomkraft – auch und weil er die weiter völlig ungelöste Entsorgung symbolisiert. 

Als Anti-Atom-Gruppe Bonn organisieren wir gesellschaftlichen Druck für eine sofortige Stillegung aller Atomanlagen. Auch wenn ihr es in den vergangenen Jahren aus zeitlichen und/oder persönlichen Gründen nicht geschafft habt, in Gorleben dabei zu sein – jetzt ist die Zeit, ein persönliches Zeichen zu setzen! 

Zeigen wir denen, die weiter auf die schmutzige Energie der 60er Jahre setzen, als DemonstrantInnen und/oder gewaltfreie BlockiererInnen die rote Karte. 

Wir freuen uns über Euer Kommen und unser gemeinsames Handeln im November! 

Links mit weiteren Informationen zum Tag X und den Originalaufrufen zur bundesweiten Demonstration am 08. November 2008 und den Aktionen zivilen Ungehorsams findet Ihr unter:

x1000malquer.de

ausgestrahlt.de

castor.de 

Eure AntiAtom-Gruppe Bonn