Auf
Hochtouren läuft in Bonn jetzt die Mobilisierung für die
Demonstrationen und Aktionen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm
Anfang Juni. Am vergangenen Freitag wurde erstmals der Hofgarten
"probeblockiert". Bei einem Training in gewaltfreier Aktion
übten sich Bonner G8-Gegner im spielerischen Durchfließen
von Polizeiketten sowie in effektiven Sitzblockaden.
"Hat jeder jetzt seinen richtigen
Platz gefunden?" Eine gelungene Sitzblockade ist schwieriger,
als man denkt. Mehr als 30 BonnerInnen aller Altersgruppen haben sich
vor dem Hautpteingang der Universität am Hofgarten
niedergelassen. Wie verhalte ich mich gegenüber der Polizei, wie
wirke ich auf Beamte, die mich räumen sollen? Solche Fragen
werden detailliert mit den beiden professionellen TrainerInnen Ilka
Anger und Andreas Peters vom Trainingskollektiv Köln für
gewaltfreie Aktion diskutiert. Unter den teils erschrockenen Blicken
von Passanten übernimmt dann ein halbes Dutzend Teilnehmer die
Rolle der Polizei - und räumt den Regina-Pacis-Weg vor dem
Hauptgebäude der Bonner Uni. Mehrere Pressevertreter, Fotografen
und ein Kamerateam machen die Übung noch realistischer. "Ich
setzte mich hier extra in die erste Reihe vor die laufende Kamera,
damit der Polizist bei der Räumung nicht so hart zulangt...".
Ob alte Polit-Häsin oder junger
Demo-Debütant, alle sind an Erfahrungen deutlich reicher: Beim
eleganten Durchfließen von Polizeiketten auf der Hofgartenwiese
wird deutlich, dass vor allem Selbstsicherheit und Bestimmtheit den
Erfolg gewaltfreier Aktionen ausmachen. In kleinen Bezugsgruppen
müssen schnell und dennoch im Konsens Entscheidungen getroffen
werden. Nicht jede Trainingsgruppe achtet jedoch ausreichend
aufeinander. "Jetzt wärst Du eigentlich längst im
Polizeigewahrsam - ihr wolltet doch zusammenbleiben...", mahnt
Ilka Anger. Fazit: Hektischer Aktionismus oder Einzelkämpfertum
bringen niemanden ans Ziel, hinter das rote Band, das den
Hofgartenrasen trennt. In der Ruhe liegt die Kraft zivilen
Ungehorsams.
Eingeladen hatte die Anti-Atom-Gruppe
Bonn, die sich seit vielen Jahren mit direkten Aktionen gegen
Atomtransporte nach Gorleben engagiert und sich jetzt auf die ersten
Massenblockaden am Ostseestrand freut. Ähnlich wie im Wendland
planen Basisgruppen, friedlich aber entschlossen, das Treffen der
acht wichtigsten Industriestaaten lahmzulegen.
Offen und transparent kündigen die
in der Kampagne "Block G8" organisierten Gruppen ihr
Vorgehen an. Während acht Politiker vorgeben, den Globus managen
zu können, versteht sich "Block G8" als Intervention
der Zivilgesellschaft: Dem Programm der wenigen Mächtigen wird
ein klares und unmissverständliches "Nein!"
entgegengestellt. Hier greifen die Menschen ein, die nicht zur
Politik der G8 gefragt worden sind, die unter deren Folgen leiden.
Mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams wird den G8 sichtbar jegliche
Legitimität abgesprochen. Zahlreiche KünstlerInnen,
WissenschaftlerInnen und Abgeordnete unterstützen den
Blockadeaufruf. Ein ungewohnt breites Spektrum aus dem
gewerkschaftlichen Bereich über kirchliche Gruppen und die Grüne
Jugend bis hin zu Anti-Atom- und Antifa-Gruppen trägt die
Kampagne mit.
"Wir sind nicht eingeladen. Wir
kommen trotzdem", so Bonner Atomkraftgegner in einer
Stellungnahme zu den Themen des G8-Gipfels. Die acht Staatschefs, die
sich vom 06. bis 08. Juni 2007 in Heiligendamm versammelten, böten
keine Lösungen, sondern seien Teil des Problems und für die
unzumutbaren Verhältnisse in Nord und Süd verantwortlich.
Unter dem Klimaschutz-Mäntelchen
des G8-Gipfels verbirgt sich nach Ansicht der Bonner Anti-Atom-Gruppe
ein Modernisierungsprogramm für fossile und atomare
Energieträger: Wer "saubere Kohle", "modernere
Kraftwerke" und "klimafreundliche Atomenergie"
fördere, wolle lediglich bestehende Abhängigkeiten
aufrechterhalten. Noch nie gebe es so vielfältige und wirksame
Wege aus den atomar-fossilen Strukturen. Für die Bonner
Anti-Atom-Gruppe ist klar: An die Stelle der auf Verschwendung
angelegten, zentralistischen Großkraftwerke muss eine
Vollversorgung mit 100% Erneuerbaren Energien treten, dezentral und
ausschließlich in Bürgerhand. Für die G8 sei das
jedoch kein Thema. Sonne und Wind könne man schließlich
nicht privatisieren.
"G8 und Energie: Mal so richtig abschalten..."
G8-Gegner blockieren zur Probe Hofgarten
www.rheinraum-online.de
Interview und Bericht (türkisch)
www.sansursuz.com
Interview und Bericht (indonesisch)
dwelle.de/indonesia